Internationaler kleinbäuerlicher Widerstand

Heute ist der Internationale Tag des kleinbäuerlichen Widerstandes und obwohl wir mitten im Saisonstart und in einer Pandemie leider keine Möglichkeiten haben, ihn zusammen zu feiern, möchten wir dennoch mit euch teilen, worum es uns heute geht. Der heutige Tag erinnert mahnend an die brutale Ermordung von 19 Aktivist*innen der brasilianischen Landlosenbewegung (Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra) durch die brasilianische Polizei am 17. April 1996.

Der 17. April ist seitdem ein wichtiger Tag für die kleinbäuerliche Bewegung auf der ganzen Welt, um die andauernden Kämpfe und die zentrale Forderung nach Ernährungssouveränität sichtbar zu machen. Dabei spielt die weltweite Bewegung und Organisation La Via Campesina ein zentrale Rolle, in der sich seit über 25 Jahren vor allem indigene Kleinbäuer*innen organisieren und für ihre Rechte kämpfen. Es gibt jedoch auch eine europaweite Koordination und die Via Campesina-Organisation in Deutschland ist die AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft). So viel zu den Strukturen - aber worum gehts?


Die Problematiken sind komplex und die Liste der Themen und Forderungen ist lang, mit der sich die Bewegung auseinandersetzt - sie umfassen jedoch ganz grundlegende Dinge, wie die Verteilung und der Zugang zu Land und Wasser, bäuerliche Rechte und Arbeitsbedingungen oder der Zugang zu unabhängig produziertem Saatgut. Im Zentrum stehen auch die weltweiten Kämpfe von Frauen in bäuerlichen Stukturen und die Auswirkungen eines kapitalistischen und industriellen Systems auf ihre Lebensrealitäten. Viele grundlegenden Forderungen werden mit der rasanten Entwicklung einer globalen industriellen Landwirtschaft seit über 100 Jahren immer weiter in Frage gestellt.

Die jeweiligen Lebensrealitäten und ortsspezifischen Themen innerhalb der Bewegung sind sehr unterschiedlich, da sie sich über alle Kontinente verteilen. Im Fokus stehen jedoch seit Beginn die Kämpfe der indigenen Bevölkerungen im globalen Süden, die durch bis heute andauernde koloniale Strukturen in ihrer Unabhängigkeit massiv bedroht sind.

Widerstand gibt es schon lange! La Via Campesina stellt sich einer industriellen, monopolisierten und entmündigenden Landwirtschaft entgegen und schafft es seit vielen Jahren eine weltweite Bewegung aufzubauen, die sich auf bäuerliche Unabhängigkeit, Selbstbestimmtheit und Solidarität beruft.

Wir als Bäuerinnenkollektiv Lawine senden heute solidarische Grüße an das Coletivo LGBT Sem Terra in Brasilien, welches sich seit einigen Jahren innerhalb der Landlosenbewegung MST organisiert und seitdem feministische, queere und antirassistische Perspektiven sichtbarer macht.

Wer mehr lesen möchte, kann hier schauen:

https://viacampesina.org/en

https://mst.org.br

Die Europäische Koordination Via Campesina hat zudem einen Text mit ihren Forderungen zum heutigen Tag verfasst: Europe needs more farmers!
https://www.eurovia.org/europe-needs-more-farmers-ecvcs-demands-for-the-international-day-of-peasant-struggles/