Finanzierung // Was ist ein Privatdarlehen und warum sind sie wichtig?

"Lieber 1.000 Freunde im Rücken, als eine Bank im Nacken" Wir finanzieren unsere Bauvorhaben unter anderem mit privaten Darlehen.

Finanzierung // Was ist ein Privatdarlehen und warum sind sie wichtig?

Text vom Mietshäuser Syndikat:

Warum leiht ihr euch nicht Geld von einer Bank?

Das tun wir. Die GLS Bank hat uns bei Kauf des Gutshofs unterstützt und die erste Sanierungswelle finanziert. Doch Bankkredite sind teuer – auch die aktuelle Niedrigzinsphase wird wieder zu Ende gehen. Zu teuer jedenfalls für die sozialen Ziele, die unser Projekt vor Augen hat: bezahlbare Mieten für Menschen, die darauf angewiesen sind und das Erhalten der alten Gebäude der Hasharastätte.

Auch nehmen wir an Förderprojekten teil und haben uns so einen Großteil unserer Pflanzenkläranlage finanziert. Doch zum einen braucht es Eigenkapital für eine Förderung und zum Anderen ist die Beantragung und Abwicklung sehr umfangreich und zeitintensiv.

Daher sind Privatdarlehen für uns sehr wichtig und nicht wegzudenken!

Privatdarlehen (Direktkredite) als solidarische Finanzspritze
Baucht es immer eine Bank? Warum nicht den Weg zwischen den eigentlichen Geldgeber*innen – Menschen wie Du und ich – und den Hausprojekten als Kreditnehmer*innen abkürzen? Getreu dem Motto „lieber 1.000 Freunde im Rücken als eine Bank im Nacken“ leihen sympathisierende Privatpersonen oder Gruppen den Haus-GmbHs direkt Geld, ohne den Umweg über eine Bank, und wissen damit auch, wofür es eingesetzt wird. Diese Art der solidarischen Finanzierung nennt sich daher auch Privatdarlehen oder Direktkredit. Das spart nicht nur Kapitalkosten und hält die Mieten auf einem erträglichen Niveau – eine Bank will schließlich nicht nur ihre Kosten, sondern auch ihre Gewinnspanne bezahlt haben. Zudem ermöglicht es auch Menschen außerhalb des Syndikats, die die Idee gut finden, Hausprojekte solidarisch zu unterstützen: Viele, die es sich leisten können, verlangen nur niedrige Zinsen oder verzichten sogar ganz auf eine Rendite. Die Rückzahlung erfolgt nicht nur durch die Einnahmen aus der Miete, sondern meistens ebenfalls durch das Annehmen neuer Direktkredite. Durch diese Art der Umschuldung können die Tilgungskosten und damit auch die Miete niedrig gehalten werden.


Risiken & Nebenwirkungen

Allerdings sind Privatdarlehen oder Direktkredite nicht risikofrei. Wir sind keine Bank und können auch keine entsprechenden Sicherheiten bieten; auch wenn sich die "Syndikatsidee" bisher als Erfolgsmodell erwiesen hat, kann ein Scheitern nie ausgeschlossen werden. Wer sich dafür interessiert, ein Hausprojekt seiner/ihrer Wahl durch einen solidarischen Direktkredit zu unterstützen, sollte sich daher nicht nur über die Möglichkeiten informieren, die diese Finanzierungsform für Hausprojekte und Direktkreditgeber*innen bietet, sondern ebenso über die damit verbundenen Risiken und gesetzlichen Rahmenbedingungen. So wichtig der Beitrag von Direktkreditgeber*innen für das Gelingen eines Hausprojekts ist: Ob ein Direktkredit für die oder den Einzelnen tatsächlich eine geeignete Anlageform darstellt oder auch nicht, lässt sich am besten in einem ausführlichen persönlichen Gespräch klären.

Durch die zunehmende Reglementierung von Finanzierungsformen jenseits des Bankensektors wird auch die Unterstützung von Mietshausprojekten und anderen Initiativen der solidarischen Ökonomie zusehends zum Politikum. „Bürgerschaftliches Engagement“ wird von Politiker*innenseite zwar regelmäßig lautstark gefordert, doch wer sich finanziell engagiert – insbesondere auch entgegen den Interessen der renditeorientierten Immobilienwirtschaft – wird mit auftretenden Risiken alleine gelassen; eine gesellschaftliche oder gar staatliche Absicherung ist nicht vorgesehen. Solidarische Unterstützung bleibt in unserem Wirtschaftssystem leider nach wie vor „Wagnispotential“ – doch wer nicht wagt …